Buchdeckel - Zeugnis der Elfenbein Verarbeitung in Metz

  • Buchdeckel - Zeugnis der Elfenbein Verarbeitung in Metz
Buchdeckel von Adalberon II, ca. 1000, Elfenbein, Inv. 3550.
 
Dieser Buchdeckel aus Elfenbein verzierte den Einband eines von Adalberon II, Bischof von Metz von 984 bis 1005, in Auftrag gegebenen Werks. Im Zentrum der Arbeit ist eine Kreuzigung eingeschnitten, die von einem reichhaltigen Akanthusblatt-Dekor umrandet ist. Dieses Thema wurde so häufig von den lothringischen Elfenbein-Schnitzwerkstätten des XI. und X. Jahrhunderts ausgeführt, das die Kunsthistoriker von „Kreuzigungsgruppen „ sprechen.
 
Alle Personen, die üblicherweise auf den Elfenbein-Gegenständen der Karolingerzeit  dargestellt wurden, sind auch hier vorhanden. Christus, das Gesicht nach rechts gedreht und die Arme unter dem Gewicht des Körpers leicht angewinkelt, trägt einen einfachen Lendenschurz und seine Füße sind auf das suppedaneum genagelt, dessen Pyramiden-Form recht ungewöhnlich ist. Das Kreuz hat an seinem oberen Ende einen rechteckigen titulus auf dem, nach dem Heiligen Johannes, geschrieben steht „IHS NAZAREN - REX LUDEORUM“ ( Jesus-Christus aus Nazareth - König der Juden). Der titulus wird von einer korinthischen Säule getragen, die mit Rankenornamenten verziert ist, und die vom Baum der Erkenntnis überragt wird, in dem man Adam, Eva und die Schlange der Versuchung erkennen kann.

Über dem Kreuz sieht man, als Allegorie, die Sonne und den Mond; unter ihm erkennt man auf jeder Seite eine Frauengestalt, die die Kirche und die Synagoge verkörpern, und zwei Soldaten, die die Lanze und den Schwamm, die Werkzeuge der Passion Christi, tragen. Auf der gleichen Ebene stehen die ihren Gräbern entstiegenen Patriarchen, die auf ihre Auferstehung warten. Auf den beiden darunter liegenden Ebenen flankieren die vier mit Tierköpfen dargestellten Evangelisten eine mit feinen Rankenornamenten verzierte Säule. Darunter findet man noch Allegorien von Ozean und Land.
 
Die große Aufmerksamkeit für Details dieser reichverzierten Arbeit, die Eleganz der in den Buchdeckel eingeschnittenen Personen, all dies zeugt von der großen Meisterschaft des Elfenbeinschnitzers. Der Künstler hat sich wohl von monumentalen Skulpturen wie dem Christus von Gero am Kölner Dom oder der von einem Kreuz überragten Bronze-Säule, die gegen das Jahr 1000 für Bernward, den Bischof von Hildesheim, gegossen wurde, inspirieren lassen.
 
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